Umfrageergebnisse zur Digitalisierung der Weiterbildung in MV

user6724086 / freepik.com
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Arbeit und Leben M-V e. V. lud über den Jahreswechsel 2021/22 über 300 Weiterbildende in M-V ein, an einer Umfrage zum Thema Digitalisierung der Weiterbildung teilzunehmen. 55 der Angefragten haben geantwortet – darunter Gedenkstätten, Museen, Bibliotheken, Beratungsprojekte, Volkshochschulen, Musikschulen, Medienwerkstätten und weitere Weiterbildungsträger der außerschulischen Jugend- und Erwachsenenbildung.

Befragt wurden die Weiterbildenden zu technischen Anschaffungen im Zuge der Corona-Pandemie und zu verwendeter Software. Sinn der Umfrage war es, herauszufinden, wie der Status quo unter den Weiterbildungsträgern ist, um etwaige Lücken zu füllen und gezielte Fortbildungen für diejenigen anbieten zu können, die auf digitalem Terrain noch Nachholbedarf zeigen.

Aus den Antworten lassen sich hauptsächlich zwei Gedanken ermessen: Zum einen ist ein überwiegender Wille zur Veränderung respektive zur digitalen Weiterentwicklung erkennbar, zum anderen eine Notwendigkeit stärkerer Unterstützung durch öffentliche Fördermittel.

Fehleranalyse / Vorbemerkung

Die Ergebnisse müssen in Ihrer Repräsentativität mit Vorsicht betrachtet werden. Ein paar angefragte Träger haben auf die Bitte zur Teilnahme geantwortet, dass Sie eine solche Umfrage nicht betreffen würde, da sie keine digitalen Formate anbieten würden. Daraus geht nicht hervor, dass nur die Vorreiter in puncto Digitalität an der Umfrage teilgenommen haben. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass sich ein großer Teil der angefragten Träger nur sporadisch mit dem Thema auseinandergesetzt hat oder lediglich die Mitarbeiter*innen technisch ausstattet, aber das Bildungsangebot überwiegend in Präsenz und mit wenig technischen Hilfsmitteln durchführt. Zudem zeigt diese Reaktion, dass es hier weiterer Aufklärungsarbeit bedarf, inwieweit digitale Mittel auch bereits gewohnte Vorgänge unterstützen respektive erleichtern oder verbessern können.

Vereinzelte Fehlangaben sind ebenso nicht auszuschließen. Beispielsweise geben einzelne Befragte an, keine Streaming-Veranstaltungen seit Beginn der Pandemie durchgeführt zu haben, obwohl ihr Veranstaltungsarchiv offensichtlich ebensolche enthält. Diese Fehlangaben können durch Unkonzentriertheiten beim Lesen Umfrage, Informationslücken der antwortenden Person (z. B. neue Mitarbeiter*in, anderer Fachbereich) oder durch Begriffsunklarheiten (Was genau ist eine Streaming-Veranstaltung?) entstehen.

Selbstverständlich zeigen sich auch Probleme bei der Beantwortung durch unklar gestellte Fragen. Dazu werden im Ergebnisüberblick jeweils an geeigneter Stelle Anmerkungen gemacht.

Technische Ausstattung

Von den 46 Befragten, die aufgrund der Pandemie technische Neuanschaffungen getätigt haben, gaben 58,7 % an, dabei überwiegend oder gänzlich von Fördermitteln abhängig gewesen zu sein (15 „bei allen Beschaffungen abhängig“, zwölf „überwiegend abhängig“, acht „zum Teil abhängig“, zwei „kaum“, acht „gar nicht“, einer „keine Angabe“).

Bei den Neuanschaffungen handelt es sich hauptsächlich um die Ausstattung der Mitarbeiter*innen zum mobilen Arbeiten (Notebooks, Monitore, Webcams, Headsets, Softwarelizenzen).  Zum Teil wurden auch Kameras, Stative oder Beleuchtungsmittel angeschafft, vereinzelt Smartboards und sonstige Konferenztechnik.

25 der 55 Teilnehmer*innen planen weitere Anschaffungen. Auch hier handelt es sich überwiegend um Notebooks und Softwarelizenzen, allerdings auch vereinzelt Mikrofone und 360 Grad-Kameras oder eine Verbesserung des WLAN in den Räumlichkeiten.

Einige Vereine, die von Fördermitteln abhängig sind, hatten bisher kaum finanzielle Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter*innen modern auszustatten. Und legten daher ihren Fokus auf andere Themen. Vereinzelt reichen die Fördermittel nicht aus, um aktuelle Tariflöhne1 oder – hauptsächlich im Kulturbereich – überhaupt Tariflöhne zu zahlen2.

Auf die Qualität Ihrer Ausstattung im Büro angesprochen, finden sich ebenso interessante Antworten. Bezeichnend für das Flächenland M-V sind die Angaben zur Internetgeschwindigkeit. Nur 15 der 55 Befragten empfinden Ihre Internetverbindung als sehr gut. Für 19 erscheint die Verbindung gut und 16 halten sie für akzeptabel. Als schlecht empfinden sie vier und eine Person gab an, dass die Internetgeschwindigkeit sehr schlecht sei.

Es ist zu vermuten, dass hier ein Zusammenhang zwischen ländlichen Strukturen und schwachen Internetgeschwindigkeiten in Erscheinung tritt. Eine Korrelation ist zu erkennen. Doch selbst in Kreisstädten wie Ludwigslust und Parchim wird das Internet als zu schwach empfunden. 

Die Institutionen, die ihre Internetverbindung als sehr gut empfinden, sitzen hauptsächlich in Rostock, Schwerin, Neubrandenburg, Stralsund, Wismar, Waren, aber auch in Neukloster, Ribnitz-Damgarten. Dass auch unter denjenigen, die die Frage mit gut/akzeptabel beantworteten, Träger aus größeren Orten vertreten sind, lässt sich vielfach begründen:

  1. Die Pandemie und die stärkere Verwendung von Videokonferenzen hat ein physikalisches Problem der in Deutschland angebotenen Internetdienste offenbart. Selbst bei Verträgen mit 100, 250 oder 1000 Mbit/min Download-Geschwindigkeit überschreiten die Upload-Geschwindigkeiten nie Größen von 30–50 Mbit/min. Das macht sich besonders bei Videokonferenzen bemerkbar – vor allem, wenn mehrere Mitarbeiter*innen gleichzeitig im Büro an solchen teilnehmen. In vielen Bürogebäuden der 90er-Jahre befinden sich auch heute noch DSL-Anlagen, die mehr als 250 Mbit Download/40 MBit Upload nicht leisten können. Der Jahrzehnte verschlafene Ausbau der Netze in ganz Deutschland, aber besonders in ländlichen Strukturen, rächte sich in der die digitale Kommunikation verlangenden Pandemie.
  2. Zudem verzichten manche Träger aus Kostengründen auf Anbieter und Verträge mit schnelleren Leitungen. Zum Teil wurde in vielen Entscheidungspositionen in den Jahren vor der Pandemie die Notwendigkeit nicht gesehen, warum eine Bildungsinstitution, die Präsenzworkshops anbietet, besonders schnelles Internet benötigt. Und wozu man im Büro mit Desktop-PCs WLAN bräuchte, war viele Jahre eine gern gestellte Frage mancher Geschäftsführungen, die ihre Kosten kleinhalten wollten oder den Mehrwert nicht sahen – das gilt für nahezu alle Branchen auch außerhalb der Weiterbildungsträger.

Wie bei der Internetverbindung findet sich eine ähnliche Verteilung der Antworten zur Webcam-/Headset-Qualität und der Leistungsfähigkeit der PCs/Notebooks/Smartphones. Die Einschätzungen des Mobiliars und der Ausleuchtung der Arbeitsplätze fällt im Durchschnitt geringfügig schlechter aus als jene zur bereits genannten technischen Ausstattung.

Um diese Angaben korrekt einordnen zu können, muss bedacht werden, dass es sich hier um subjektive Wahrnehmungen handelt. Nur eine objektive Messung der Internetgeschwindigkeiten und detaillierte Auflistung genutzter Technik und Software lassen eine fundierte Beurteilung darüber zu, inwieweit die Träger wirklich gut oder schlecht ausgestattet sind. Legt man zugrunde, dass wahrscheinlich Technik, die objektiv gemessen eher durchschnittlich ist, als gut oder sogar sehr gut beschrieben wird, weil die Umfrageteilnehmer*innen keine Kenntnisse von Verbesserungsmöglichkeiten haben, kann vermutet werden, dass die Ausstattung – im Durchschnitt und objektiv betrachtet – eher etwas schlechter ist, als in der Umfrage bewertet. Nur die wenigsten werden ausreichend technische sowie Marktkenntnisse haben, um das, was aktuell möglich wäre, mit dem tatsächlich Vorhandenen objektiv vergleichen zu können.

Online-Seminare als Tradition?

Diese These wird in gewisser Weise davon unterstützt, dass nur neun der 55 Befragten Online-Seminare als Tradition betrachteten. Für alle anderen war ein solches Angebot eher „Neuland“. 45,5 Prozent (25) der Teilnehmer*innen haben nach eigenen Angaben bereits seit Längerem mobile Apps und weitere Software in Bildungsveranstaltungen genutzt. Weitere 23 gaben an bisher lediglich Präsentationssoftware wie PowerPoint genutzt zu haben und 7 behaupteten gar keine digitalen Hilfsmittel genutzt zu haben. Unter Letzteren hauptsächlich Museen und Gedenkstätten. Dem Durchführenden der Umfrage ist allerdings bekannt, dass Präsentationssoftware auch in diesen Museen bereits in Vorträgen genutzt wurde, und sei es nur, um den Titel der Veranstaltung an die Wand zu beamen.

In diesen Angaben zeigt sich ein besonderes Phänomen der Digitalisierung: Viele Nutzer*innen digitaler Hilfsmittel (also Software) nehmen diese nicht als digitale Hilfsmittel war oder verstehen unter Digitalisierung oft etwas, dass mehr oder weniger mit Automatisierung oder irgendwie mit dem Internet zu tun hat. Dass selbst die Verwendung von Texteditoren auf PCs schon eine Digitalisierung der Schreibmaschine ist, wird vielen erst bewusst, wenn sie direkt darauf hingewiesen werden. Digitale Medien sind nun durch die allgegenwärtige Verwendung des Smartphones bereits so stark in unseren Alltag integriert, dass wir vieles als selbstverständlich hinnehmen und aus dem noch zu gehenden Prozess der Digitalisierung (bzw. digitale Transformation) ausklammern. Digitalisierung erscheint in dieser Herangehensweise immer als etwas, das noch passieren müsse. Dass alle bereits tief in diesem Prozess involviert sind, ist vielen nicht klar.

Online-Angebot seit 2020

Seit 2020 bieten 48 der 55 Befragten Online-Seminare (z. B. als Videokonferenz) an. 15 von 55 haben Streaming-Veranstaltungen durchgeführt. 22 Befragte führen Hybridveranstaltungen durch. Eine Inhaltsvermittlung über eine Onlineplattform (eigene Website oder Drittanbieter), auf der zum Beispiel Erklärvideos zu sehen sind, wird von 15 Trägern angeboten. 14 kombinieren Online-, Präsenzseminare sowie Wissensangebote auf Plattformen zum Selbststudium (Blended Learning).

Lediglich zwei Anbieter kamen bisher ohne digitale Angebote außerhalb reiner Präsenzveranstaltungen aus. Dabei handelt es sich um eine Stadtbibliothek und eine eher verschulte Institution der Kunstvermittlung – mit anderen Worten: wenig überraschende Ausnahmen.

Auf der anderen Seite finden sich zwei Institutionen, die alle erfragten Formen digitaler Vermittlung im Portfolio haben. Davon sah ein Anbieter Online-Formate bereits als Tradition im eigenen Haus an. Die andere Institution ist hauptsächlich in Brandenburg aktiv, lediglich mit Außenstellen in Mecklenburg-Vorpommern vertreten und damit ohnehin etwas breiter aufgestellt.

Video-Konferenz-Software, Präsentationen

Im zweiten Teil der Umfrage wurden die Teilnehmer*innen gebeten, anzugeben, welche Software / welchen Anbieter sie nutzen. Im Falle der verwendeten Videokonferenz-Software wurde zudem gefragt, aus welchen Gründen, man sich für diesen Anbieter entschieden hat.

Auffällig ist, dass 47 Teilnehmer*innen das seit Beginn der Pandemie populäre, aber beim Datenschutz kritisierte Zoom nutzen. Allerdings: Fast alle kombinieren mehrere Anbieter. Neben Zoom sind BigBlueButton, Cisco WebEx und Microsoft Teams die meistgenutzten Videokonferenz-Tools. Gefolgt von Jitsi, GoToMeeting, Google Meet und Adobe Connect. Einzelne nutzen AlfaView, Talent LMS, Senfcall, StarLeaf, Clickmeeting oder die unter Gamern verbreitete Plattform Discord. Die Kombination von mehreren Plattformen erklärt sich einerseits aus dem Findungsprozess heraus, als auch aus der Tatsache, dass intern datenschutzkonforme Tools wie BigBlueButton vorgeschrieben werden, aber für externe Angebote das weiter verbreitete Zoom genutzt wird, da die Masse damit eher vertraut ist. Denn neben dem Datenschutz (19 von 55) achten die meisten zuallererst auf Funktionalität (41 von 55). Bekanntheit/Verbreitung (24 von 55), Integrierbarkeit in sonstige Betriebsabläufe (20 von 55), Übersichtlichkeit (17 von 55) sind ebenfalls von Belang. Elf reagierten auf Empfehlungen von Dritten. Der Preis (10 von 55) spielte eine eher untergeordnete Rolle.

Als Präsentationsmittel nutzen 47 von 55 den Klassiker PowerPoint – ein, durch die Schulvermittlung und die Verbreitung erwartbares Ergebnis. Neun Befragte haben (zusätzlich) die Alternative Prezi in Gebrauch, die Apple-Nutzer*innen (vier) verwenden Keynote. Vereinzelt werden Google Slides, die Open Source-Variante Libre Office Impress oder Canva genannt. Auch WhiteBoards wie Miro kommen in geringer Zahl als Präsentationsmittel zum Einsatz, bzw. werden hier unter Sonstige genannt. Vermutlich wird auch das interaktive Mentimeter als Präsentationstool gebraucht, wenn es auch von niemandem an dieser Stelle erneut angemerkt wurde.

Online-Whiteboards, Umfragen, Quiz

Unter den Online-Whiteboards und -Pinnwänden ist Padlet (30 von 55) am weitesten verbreitet, einige nutzen Miro (sieben), Trello (neun) oder MindMapp (sieben), zwei zusätzlich Mural. Des Weiteren werden Taskcards, SpaceDecks oder das in NextCloud integrierte Whiteboard genannt.

Für Umfragen/Diskussionen/Quiz nutzen 16 der 55 die Software Mentimeter. 15 verwenden den Dienst Kahoot! und sieben erstellen ihre Umfragen mit Google Forms. Ebenfalls sieben der 55 Befragten haben bereits das an der Universität Rostock entwickelte Tweetback als Diskussionsmittel in ihren Veranstaltungen verwendet. Auch in diesem Bereich werden von manchen Trägern mehrere Tools genutzt, je nach Anwendungsfall. Allerdings gibt es eine relativ große Zahl an Weiterbildenden, die noch kein digitales Quiz-/Umfrage-Tool oder digitales Diskussionsmittel eingesetzt haben. Hier gilt es nachzubessern, Möglichkeiten aufzuzeigen.

Datei-Übertragung, Kollaboration, Passwort-Management

Für die Dateiübertragung verwenden 34 Befragte den kostenlosen, zeitlich befristeten Dienst WeTransfer. Als dauerhafte Lösungen nutzen 19 Dropbox, zwölf Google Drive, sechs Apple iCloud und fünf Microsoft OneDrive/SharePoint. Wenige andere haben interne Cloudlösungen eingerichtet, zum Beispiel mit Hilfe von NextCloud. Die Volkshochschulen bedienen sich ihrer mächtigen vhs.cloud, die für den gesamten Ablauf von Seminaren von der Planung über die Durchführung bis zur Nachbereitung alle denkbaren Funktionen bietet und auf die alle anderen eigentlich nur neidisch sein können.

Das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten geschieht bei 13 Befragten unter anderem per kostenfreiem, webbasiertem Yopad/Etherpad/Cryptpad/ZUMpad. Sieben nutzen Google Docs/Sheets. Interessant ist die Angabe bei Microsoft 365, das angeblich 13 der 55 Befragten nutzen. Da aber nur 5 angeben den in Microsoft 365 integrierten Dienst OneDrive/SharePoint für die Dateiübertragung zu gebrauchen, ist zu vermuten, dass hier Microsoft 365 mit der allgemeinen Nutzung von Microsofts-Office-Programmen wie Word, Excel, PowerPoint verwechselt wurde.

Ein Teilnehmer gab an, Office Professional 2016 zu verwenden. Er wird nicht der Einzige sein, der eine sechs Jahre alte (im digitalen Zeitalter eine Ewigkeit) Office-Suite nutzt. Hier ist sicher, dass allein mit einer solchen Office-Lizenz keine gemeinsame Bearbeitung – im Sinne von gleichzeitig oder kollaborativ – stattfinden kann. Dort werden vermutlich Dateien auf einem internen Netzlaufwerk bereitgestellt, auf die dann immer nur ein*e Mitarbeiter*in zugreifen kann und schreibgeschützte Kopien erstellt werden; oder die einzelnen Kolleg*innen senden sich die Dateien unverschlüsselt per Mail zu. Was wahrscheinlich in fast allen Trägern, die nicht cloudbasierte Dienste wie Microsoft 365, NextCloud, Google Suite oder Ähnliches nutzen, der Fall sein wird.

Besonders schwach verbreitet ist die Verwendung von Passwortmanagement-Systemen. Nur 14 von 55 (acht „KeePass“, vier „1Password“, zwei „Apple“, einer „unternehmenseigenes System“) nutzen überhaupt einen Passwortmanagement-Dienst. Drei gaben an, andere Dienste zu nutzen, machten aber keine konkreten Angaben. Es ist davon auszugehen, dass in vielen Trägern Zugangsdaten entweder analog notiert werden, in unverschlüsselten Dateien (Excel) gelistet werden oder zum Teil für verschiedene Dienste dieselben Passwörter genutzt oder nur leicht abgewandelt werden. Zum Beispiel „Trägername2022“, was keiner denkbaren Passwortsicherheitsregel entsprechen dürfte. Die Tatsache, dass sich vermutlich manche Kolleg*innen einzelne Passwörter unverschlüsselt per Mail zusenden, ist ein größeres Sicherheitsrisiko für die Träger, als es die Nutzung von nicht datenschutzkonformer Software je sein könnte. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf.

Audio-Video-Foto, Sonstiges

In diesem Bereich scheiden sich üblicherweise die Geister: Adobe Creative Cloud im Abonnement für 19,34 Euro im Monat (Preis für gemeinnützige Organisationen) oder kostenlose Open Source Alternativen. Interessanterweise werden in manchen Trägern beide Varianten verwendet. 19 der Befragten nutzen Adobe Photoshop (im kostenpflichtigen Abo) oder Adobe Lightroom (auch als kostenlose Smartphone-App erhältlich) zur Bildbearbeitung. 18 gebrauchen die freie Software GIMP, elf von diesen 18 haben sich gegen ein Adobe-Abo entschieden und nutzen ausschließlich GIMP. Zwei weitere nehmen für die basalen Bildanpassungen IrfanView statt des komplexeren GIMPs.

Zwölf haben sich (zusätzlich) mit der bis zu einem gewissen Grad kostenfreien Webanwendung Canva eingearbeitet, die besonders für die Erstellung von Social Media Material geeignet ist, aber im semiprofessionellen Raum auch das Layout von Printprodukten oder eine eingeschränkte Bildbearbeitung ermöglicht.

In puncto Videoschnitt ist bei neun Trägern Adobe Premiere oder Adobe Rush in Gebrauch, zwei davon nutzen zusätzlich iMovie oder Final Cut Pro. Bei der Audio-Bearbeitung hat sich die freie Software Audacity (16 Befragte) durchgesetzt. Zwei dieser 16 sind zusätzlich Adobe Abonnent*innen und haben auch mit Adobe Audition gearbeitet.

Ob sich ein Teil der Befragten aus Kostengründen oder aufgrund von fehlendem Know-how im Umgang mit dem Profiwerkzeug komplett gegen Adobe entschieden hat, kann zu diesem Zeitpunkt nicht abschließend beantwortet werden.

23,64 Prozent (13 von 55) haben sich ihren Angaben nach weder mit Audio-, Video- noch mit Foto-Bearbeitung auseinandergesetzt. Zumindest Bildbearbeitung beschäftigen sich 23 Befragte (41,81 Prozent). 19 (34,55 Prozent) haben sich bereits an Video- und/oder Audio-Materialien gewagt oder nutzen diese regelmäßig. Sieben Träger sind in allen drei Bereichen gut aufgestellt.

Des Weiteren wird in 17 Institutionen die App Actionbound verwendet, zum Beispiel um interessante Rundgänge/Schnitzeljagden zu gestalten oder als Audioguide in Museen. Zehn Befragte nannten die Plattform Moodle, zwei nutzen ANTON. Zur Terminvereinbarung werden Doodle-Alternativen wie Nuudle oder Dudle (Uni Dresden) verwendet. Überdies sind Apps zu speziellen Themen im Einsatz wie die FakeNewsCheck App oder Facts & Fakes. Es ist davon auszugehen, dass die viele Pädagoginnen weitere Apps, Webanwendungen, Plattformen etc. digitaler Art in Bildungsveranstaltungen verwenden, die in der Umfrage nicht erwähnt wurden, oder welche die Umfrage-Teilnehmer*innen nicht als speziell „digitales Tool“ wahrgenommen haben.

Öffentlichkeitsarbeit / Social Media

Teil der Umfrage war es auch, zu erfahren, in welchen Sozialen Medien / Social-Media-Plattformen die Befragten tätig sind. 80 % (44) gaben an, eine Facebook-Seite zu betreiben, 34 von 55 (61,81 Prozent) haben einen Instagram-Account. Darunter ist nur eine Organisation, die zwar Instagram nutzt, aber keine Facebook-Seite betreibt. Zwölf sind neben Facebook auch auf Twitter aktiv oder haben zumindest einen Account. 67,27 Prozent (37 von 55) nutzen YouTube.

An dieser Stelle ist zu berücksichtigen, dass nach der Nutzung gefragt wurde, und nicht, ob die Befragten einen eigenen Account betreiben. Es lässt sich also nicht klären, ob wirklich 37 einen eigenen YouTube-Account betreiben oder einige davon lediglich YouTube-Videos anderer Anbieter in ihren Bildungsangeboten verwenden. Ersteres ist bei Betrachtung der Zahlen zur Video-Bearbeitungssoftware weniger wahrscheinlich.

Anders betrachtet könnten mehr als 76,27 Prozent YouTube-Videos zumindest in Veranstaltungen nutzen, haben aber die Frage so interpretiert, dass sie dort einen eigenen Account betreiben und haben deshalb YouTube nicht als Antwort ausgewählt. Gleiches gilt für die Nutzung des Alternativ-Dienstes Vimeo, den sieben Befragte als Antwort auswählten. Hier herrscht folglich eine große Fehlertoleranz vor.

Drei bzw. vier betreiben auch auf den berufsorientierten Plattformen LinkedIn und/oder Xing eine Seite. Vereinzelt wird Telegram als Broadcast-Möglichkeit gebraucht. Auch lokale Netzwerke wie Stadtgestalten wurden genannt.

Im Themenfeld Social Media gilt es zu beachten: Nur weil die Träger angeben, einen Facebook-, Instagram-Kanal etc. zu haben, heißt das noch lange nicht, dass diese aktiv und regelmäßig bespielt werden. Viele Weiterbildungsträger-Accounts sehen oft etwas angestaubt aus oder werden nur selten mit Inhalten bespielt. Dies resultiert meist aus einer Förderlogik heraus, die eine Finanzierung von ausschließlich in der Öffentlichkeitsarbeit tätigem Personal nicht ermöglicht. Die meisten Förderprogramme gehen entweder davon aus, dass die Träger dafür bereits eine finanzierte Stelle haben, oder erwarten, dass Projektstellen sich „irgendwie nebenbei“ auch um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Eine moderne Öffentlichkeitsarbeit, die wirklich etwas erreichen will und nicht nur versucht, den Kopf über Wasser zu halten und irgendwie sichtbar zu sein, benötigt oft an sich mindestens eine halbe, besser eine Vollzeitstelle. Diese ohne Förderung zu finanzieren, schaffen nur die allerwenigsten Träger, die kleinen auf keinen Fall. Dies sollte unter anderem in den Förderungen der allgemeinen Tätigkeiten der Weiterbildungsträger – außerhalb von befristeten Jahresprojekten – berücksichtigt werden, ohne dass dafür Kürzungen am Programm vorgenommen werden müssen. Eine Unterfinanzierung zwingt die meisten Träger und die dort tätigen Mitarbeiter*innen leider allzu oft zu Überstunden bzw. ehrenamtlichem Zusatzengagement, Einsatz von FSJ-Leistenden für Tätigkeiten, die eigentlich eine Vollzeitkraft leisten sollte, oder sonstigen prekären Beschäftigungsverhältnissen.

Weiterbildungswünsche

Die Teilnehmer*innen wurden gefragt, in welchen Themenbereichen sie ihrer Ansicht nach den größten Fortbildungsbedarf haben. Digitale Didaktik/Methoden stehen auf Platz 1, darauf folgen Rechtsfragen (Datenschutz, Urheberrecht, Presserecht). Bei Videokonferenzen fühlen sich die allermeisten bereits sicher, Bedarf gibt es vorrangig im Bereich Kollaboratives Arbeiten und bei der Audio-/Video-/Bild-Bearbeitung. Letztere Fähigkeit ist durch Autodidaktik, zusätzlich zur alltäglichen Arbeitsbelastung, auch nur schwer kurzfristig auf ein ausreichendes Level zu bringen.

10–20 Prozent der Befragten sind bereit, ihre bisherigen Erfahrungen in einzelnen Bereichen weiterzugeben. Sei es zu bestimmter Software oder digitalen Bildungsangeboten im Allgemeinen.

40 der 55 Befragten wünschen sich einen weiteren Austausch zum Thema Digitalisierung. Die Mehrheit sieht einen halbjährlichen Austauschtermin als sinnvoll an.

Fazit / Ausblick

Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass ein überwiegender Teil der befragten Institutionen im Bereich digitale Transformation starke Fortschritte gemacht hat. Es fehlt allerdings an weiteren Mitteln für Technik und Personal. Die abrupte, erzwungene Veränderung aufgrund der Pandemie hat den Prozess beschleunigt, aber für viele auch zu einer zusätzlichen Belastung werden lassen. Die geringe Menge an Antworten im Verhältnis zur kontaktieren Menge der Träger lässt schlussfolgern, dass viele Institutionen noch wenig Möglichkeiten zur Weiterentwicklung hatten (oder genutzt haben). Einige werden aufgrund von Zwängen aus übergeordneten Institutionen keine eigene Initiative starten können, sind also von der Progressivität ihrer Bundesverbände oder kommunaler Strukturen abhängig (zum Beispiel einige Museen, Gedenkstätten und die Stadtbibliotheken).

Sowohl aufgrund der Altersstruktur der Mitarbeiter*innen als auch der sich ständig weiterentwickelnden Technik ist ein dauerhaftes Fortbildungsangebot zu digitalen Tools von den Grundlagen bis in die Details einzelner Software unabdingbar. Auch junge, scheinbare Digital Natives werden schnell dazulernen müssen, um auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Ein regelmäßiger Austausch und die direkte Ansprache der Träger sind zu forcieren. In manchen Fragen ist die Einzelberatung zielführender, als der Versuch, ausreichend Interessierte an einem Termin für einen Workshop zu versammeln.

Um die Datenlage zu verbessern und mehr über den Status quo der Weiterbildungslandschaft zu erfahren, gilt es im weiteren Verlauf des Projekts die Träger gezielt einzeln zu kontaktieren und zum Beispiel mithilfe von Telefoninterviews offene Punkte zu klären oder Vor-Ort-Besuche zu machen, um den speziellen Bedarf kennenzulernen und Unterstützung zu leisten (Hinweise zu technischen Möglichkeiten oder bisher ungenutzten Fördermöglichkeiten).

Möglicherweise ist eine weitere Umfrage speziell zum methodischen Einsatz digitaler Tools in Betracht zu ziehen, um den Status der digitalen Didaktik zu ermitteln.

Quellen